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Prien: Die Manipulation der Abi-Vorklausur-Zensuren ist ein Offenbarungseid des Schulsenators – Leistungsrückstände waren lange bekannt

11.01.2017

Hamburger Schüler haben seit Jahren ein Problem mit Mathematik. Bereits 2008 wurde in einem Artikel des Abendblatts  auf die katastrophalen Ergebnisse der Gymnasiasten bei der zentralen Matheprüfung zum mittleren Abschluss im europäischen Vergleich hingewiesen. Zuletzt zeigten die Ergebnisse von KERMIT aus dem Schuljahr 2015/16 die desaströsen Rückstände der Dritt- und Achtklässler in diesem Fach.\r\nSeit Jahren fordert die CDU-Bürgerschaftsfraktion, die Ursachen dafür aufzuklären und wirksam gegenzusteuern. Zuletzt wurde in einer Kleinen Anfrage an den Senat eine Erklärung für das deutliche Mathematik-Defizit der Hamburger Schüler eingefordert. Die Auswertung der KERMIT-Ergebnisse der vergangenen Jahre hatte bereits ergeben, dass zuletzt die Durchschnittsnote bei den Prüfungen zum mittleren Schulabschluss 2015 bei 4,0 lag und damit um 0,9 Punkte schlechter ausgefallen ist, als noch im Vorjahr. Auch bei den Abiturprüfungen ist ein Leistungsabfall zu verzeichnen: während die Durchschnittspunktzahl 2013 noch bei 9,1 Punkten lag, fiel sie im Schuljahr 2014 auf 8,1. Noch schlimmer sieht es aktuell bei den Noten der Probeklausur zur Vorbereitung auf das Zentralabitur 2017 aus: auch hier wurde lediglich ein Notendurchschnitt von nur 3,9 erzielt. Schulsenator Rabe sah diese Katastrophe nach eigenen Aussage kommen und ordnet nun als Konsequenz die Manipulation der Prüfungsergebnisse im Vorabitur um drei Punkte nach oben an, was exakt einer Note entspricht. Die Hintergründe der gesamten Angelegenheit hat die CDU heute mit einer Kleinen Anfrage hinterfragt.\r\nDazu erklärt Karin Prien, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Das schlechte Abschneiden der Schülerinnen und Schüler bei der Mathe-Probeklausur ist ein Desaster für die Hamburger Abiturienten und den Ruf des Hamburger Schulsystems. Das Mathematikdefizit der Hamburger Schüler ist seit Jahren bekannt und wird einfach nicht konsequent und wirksam angegangen. Die KERMIT-Ergebnisse der letzten Jahre belegen eine kontinuierliche Verschlechterung der Leistungen in Mathematik. Wir mahnen seit Jahren eine gute Vorbereitung der Hamburger Schüler auf das „Zentralabitur“ 2017 an. Die Lernrückstände in Mathematik bestehen bereits in der dritten Klasse, verfestigen sich bis Klasse 8 und werden bis zum Abitur nicht mehr aufgeholt. Die Ergebnisse der Probeklausur für die Vorbereitung auf das erste bundesweite Zentralabitur machen deutlich, wie sehr Hamburger Schüler im nationalen Vergleich hinterherhinken. Es gleicht einem Offenbarungseid des Schulsenators, wenn er behauptet, mit einem solch schlechten Ergebnis bereits gerechnet zu haben und zugleich dagegen nichts unternommen hat. Stattdessen hätte er viel früher für eine ordentliche Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler Sorge tragen müssen, um dieses Desaster zu verhindern.  Die Manipulation der Noten hilft den Schülern in der eigentlichen Prüfung nicht und fügt dem Ruf des Hamburger Schulsystems schweren Schaden zu. Statt blindem Aktionismus kurz vor Torschluss müssen die Ursachen der Lernrückstände in Mathematik von der Grundschule bis zum Abitur schonungslos analysiert werden. Bildungspläne, Methodik und Didaktik, Kompetenzorientierung und Individualisierung, Unterrichtsausfall in den Kernfächern und die Lehrerfortbildung: alles muss auf den Prüfstand. Ein Abitur zweiter Klasse für Hamburger Schüler ist nicht hinnehmbar. Sie verdienen die bestmögliche Vorbereitung, wenn es Anfang Mai ernst wird und die schriftlichen Klausuren des ersten Zentralabiturs geschrieben werden. Wir werden eine Selbstbefassung im Schulausschuss zu diesem unglaublichen Vorgang einfordern.“